Kontaktlinsen
Sehkorrektur mit Kontaktlinsen
Mit Kontaktlinsen können sowohl Über- wie Kurzsichtigkeit als auch Hornhaut-Verkrümmungen korrigiert werden. Auch für Alterssichtige gibt es Kontaktlinsen mit Fern- und Nahkorrektur.
Jedes Auge ist anders
Voraussetzung für ein erfolgreiches Kontaktlinsentragen sind eine qualifizierte Anpassung, eine regelmässige Kontrolle von Augen und Linsen sowie der nötige hygienische Umgang im Alltag.
Kontaktlinsen-Unterschiede
- Materialeigenschaften: Hart (formstabil) oder weich; gasundurchlässig oder durchlässig; wasserhaltig oder nicht wasserhaltig
- Grösse: Harte/flexible Linsen haben, je nach Sitz auf dem Auge, einen Durchmesser von 8-11 mm und bedecken die Hornhaut nicht ganz. Weiche Linsen sind grösser als die Hornhaut (12-15 mm Durchmesser).
- Flächenform: In der Regel sind Kontaktlinsen rund; es gibt aber auch ovale und andere spezielle Formen.
- Flächenaufbau: Formstabile wie weiche Kontaktlinsen gibt es in unterschiedlichen Flächenformen.
- Tragedauer: Je nach System/Anwendung
Harte und weiche Kontaktlinsen
Je nach Eignung, geforderter Sehkorrektion und individuellen Tragewünschen gibt es Kontaktlinsen in unterschiedlichster Ausführung. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen formstabilen und weichen Typen.
Formstabile (harte) Kontaktlinsen haben eine feste, genau definierte Form, sind aber biegsam und flexibel (daher ist der Begriff harte Kontaktlinsen nicht mehr angebracht). Die modernen Materialien sind sehr sauerstoff-durchlässig, was lange Tragezeiten ermöglicht. Da sie kaum Flüssigkeit aufnehmen, können formstabile Kontaktlinsen bei entsprechender Pflege über ein Jahr lang getragen werden. Ihre Festigkeit bedingt vom Auge her anfänglich eine gewisse Angewöhnung.
Weiche Kontaktlinsen nehmen Tränenflüssigkeit in sich auf und schmiegen sich dem Auge nahezu an. Ihre Spontan-Verträglichkeit ist sehr gross. Durch die Aufnahme von Flüssigkeit (und der darin enthaltenen Stoffwechselprodukte, Schmutzpartikel, Keime) beschränkt sich jedoch auch die Einsatzdauer der Kontaktlinse – je nach Produkt und Träger/in auf sehr individuelle Werte, die bei der Anpassung genau abgeklärt werden. Das Spektrum des Angebots umfasst Eintageslinsen und Lösungen für verschiedene Austausch-Intervalle: Gewisse Kontaktlinsen-Typen müssen alle zwei Wochen, andere monatlich, dreimonatlich, halbjährlich oder jährlich ausgetauscht werden.
Ob Einweglinse, weiche Austausch- oder Dauertraglinse oder formstabile Linsen: Alle Kontaktlinsen sind Präzisions-Produkte, hergestellt aus speziell entwickelten und klinisch erprobten Kunststoff-Materialien.
Bivisuelle Kontaktlinsen
- Zone für das Sehen in die Ferne
- Zone für das Sehen in die Nähe
Wie bei den Bifokalbrillen gibt es auch bei den Kontaktlinsen verschiedene zweiteilige, „alternierende“ Systeme. Da hier die Zentrierung in die Nähe und in die Ferne sehr präzise sein muss, wird etwas Geduld benötigt, bis man sich mit dieser Linsenart wohl fühlt. Meist sind auch einige Anpassungssitzungen nötig bis alles stimmt. Grundsätzlich haben diese hauptsächlich formstabilen Kontaktlinsen aber die gleichen Vor- und Nachteile wie die Bifokalbrillen.
Vorteile
- Optisch saubere Trennung der beiden Stärkenbereiche
- Kontrastreiches Bild
Nachteile
- Anpassung und Eingewöhnungszeit individuell verschieden; können durchaus bis sechs Monate benötigen
- Zwischendistanzen fehlen
Multifokale Kontaktlinsen
- Zone für das Sehen in die Ferne
- Zone für mittlere Distanzen
- Zone für das Sehen in die Nähe
Grundsätzlich entsteht bei diesem Verfahren immer gleichzeitig ein Fern- und Nahbild. Über Anpassung und Training lernt das Gehirn bzw. das visuelle System des Trägers, nur das jeweils benötigte Bild wahrzunehmen und das andere zu unterdrücken. Multifokale Systeme werden meistens als weiche Kontaktlinsen angeboten.
Vorteile
- Die Eingewöhnungszeit ist individuell unterschiedlich, meistens aber viel kürzer als bei den alternierenden Linsen
- Man sieht nach unten wie nach oben in Nähe und Ferne scharf
- Diese Linsen sind relativ dünn und damit auch recht komfortabelere Trennung der beiden Stärkenbereiche
Nachteile
- Nicht alle Sehfehler können mit dieser Linsenart korrigiert werden
- Bei weit offener Pupille (nachts) stören die beiden Bilder einander (zum Autofahren nachts sind die meisten dieser Linsen nicht geeignet)
- Das vorhandene Licht wird immer auf beide Bilder verteilt. Das bedeutet, dass langes konzentriertes Arbeiten auf Nahsicht oder das Lesen von kleinen Schriften mit wenig Licht anstrengend und ermüdend ist.
Kosmetische Kontaktlinsen
Eine neue Augenfarbe gewünscht? Ein buchstäblich flammender Blick oder Reptilienaugen? Kosmetische Kontaktlinsen mit oder ohne Korrektion machen’s möglich. Zu beachten ist, dass farbige Linsen das Sehvermögen reduzieren (nachts nicht Autofahren!) und mit dem Auge genauso eine Wechselwirkung eingehen wie Korrektions-Kontaktlinsen. Ohne fachkundige Anpassung kann das Tragen solcher Linsen leicht ins Auge gehen!
Beachten Sie hierzu das Merkblatt des Bundesamtes für Gesundheit BAG
Orthokeratologie (Nachtlinsen)
- Hornhaut
- Orhtokertatologie-Kontaktlinse
Die Hornhaut hat grossen Einfluss darauf, ob das Gesehene präzise auf unserer Netzhaut abgebildet wird. Die Orthokeratologie nutzt diesen Umstand, in dem sie die äusserste Schicht der Hornhaut quasi zu einer Linse formt. Im Unterschied zu operativen Methoden wird das Auge dabei nicht dauerhaft verändert. Die Modellierung, die mittels nachts getragener Spezialkontaktlinsen erzielt wird, hält nur ein bis zwei Tage, dann hat sich die Hornhaut wieder zurückgebildet. Durch regelmässiges Tragen (meisten während des Schlafens) bleibt die Sehschärfe Tag und Nacht sehr stabil. Kurzsichtigkeiten bis -8.0, Weitsichtigkeiten bis +1.50 sowie die häufigsten Hornhautverkrümmungen und Altersichtigkeit (Presbiopie) können mit Ortho-K-Linsenn korrigiert werden und ermöglichen somit, dass man ohne Sehhilfe durchs Leben gehen kann. Ausser den Speziallinsen über Nacht, mit denen man übrigens ebenfalls sehen kann, braucht man weder Brille noch Kontaktlinsen zu tragen
Lange war die seit Jahrzehnten bekannte Orthokeratologie ein aufwendiges und langwieriges Verfahren. Mit den harten, gasundurchlässigen Linsen-Materialien, die früher zur Verfügung standen, waren einige verschiedene Modellierungen nötig, um die Vorderfläche des Auges nach und nach neu zu gestalten. Es dauerte viele Monate ehe man zum Ziel kam. Moderne sauerstoffdurchlässige Kontaktlinsenkunststoffe und computergesteuerte Messtechnik haben das Verfahren enorm beschleunigt. Die Form der Hornhaut wird in mehr als 20.000 Punkten vermessen und analysiert, bevor (nach Prüfung einer Reihe weiterer Faktoren), der Grad der Modellierung definiert wird. Ortko-K-Linsen flachen das Zentrum der Hornhaut zwischen 3 und 30 Mikrometer ab. Zum Vergleich: Ein Haar ist 125 Mikrometer dick. Die Ortho-K-Sehkorrektion ist vollständig reversibel. Setzt man die Nachtlinsen wieder ab, formt sich die Hornhaut innert Kürze wieder in ihre ursprünglichen Form zurück.
Nicht anwendbar bei:
- Übersichtigkeit über +1.50 dpt
- Kurzsichtigkeiten über -8.00 dpt
- krankhaft trockenen Augen
- Augeninfektionen
- krankhaften Veränderungen der Augenform
Kontaktlinsen-Anpassung
Auch bei einer Kontaktlinsen-Anpassung ist die optometrische Bestimmung der Korrektionswerte ein wesentlicher Teil des Vorgangs (siehe „Augenoptik und Optometrie“). Darüber hinaus muss der/die Kontaktlinsenspezialist/in noch eine Reihe weiterer, für das Tragen von Kontaktlinsen relevanter Aspekte am Auge abklären wie z.B. die Beschaffenheit und Form der Hornhaut und der Tränenflüssigkeit.
Erst wenn sich der Anpasser über den Zustand der Augen genau ins Bild gesetzt hat, kann er den jeweils idealen Linsentyp bestimmen bzw. empfehlen. Dabei spielen auch die Wünsche und individuellen Voraussetzungen des Trägers (z.B. staubige Alltagsumgebung? Bereitschaft zur richtigen Pflege eines bestimmten Linsentyps u.v.a.m.) eine massgebende Rolle. Die neuen Träger mit allem nötigen Wissen zur Handhabung zu instruieren, und den Sitz sowie die Verträglichkeit der Linsen regelmässig zu kontrollieren, runden die augenoptische Dienstleistung der Kontaktlinsenanpassung und -versorgung ab.
Kontaktlinsen-Alltag
Kontaktlinsen und Medikamente
Kontaktlinsen schwimmen auf der Tränenflüssigkeit. Diese kann durch die Einnahme von Medikamenten in ihrer Menge und Zusammensetzung beeinflusst werden. Es gibt auch Stoffe, die sich bei ihrem Abbau über die Tränenflüssigkeit in der Kontaktlinse einlagern und aufs Auge wirken können. Vorsicht geboten ist u.a. bei Antibiotika, Antidepressiva und Antihistaminika sowie bei Beta-Blockern und hohen Calciumdosen. Fragen bzw. informieren Sie Ihren Kontaktlinsen-Anpasser!
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